Zu erschöpft? So schaffst du es, dich aufzuraffen

Wie oft landest du abends erschöpft auf der Couch und lässt dich berieseln?

Scrollst stundenlang durch Instagram und schaust neidisch auf das tolle Leben, dass die anderen führen?

Denkst dir: „Ab morgen ändere ich etwas!“

 

Egal ob von meinen Kund*innen oder im Freundeskreis, immer wieder höre ich:

  • "Ich habe keine Zeit für mich."
  • "Ich würde so gerne wieder einmal etwas unternehmen."
  • "Das Leben ist nur noch Routine."

Aber wenn es dann darum geht, ein Treffen zu planen, heißt es: „Das schaffe ich heute nicht. Dafür habe ich keine Energie."

Somit möchte ich diesen Beitrag der Frage widmen:

 

Warum schaffe ich es nicht, dass zu tun, was mir gut tun würde? 


Hannahs Geschichte

Müde sitzt Hannah abends auf der Couch und klickt sich gelangweilt durch Netflix. Was für ein Tag. Sie war ständig beschäftigt und hat trotzdem das Gefühl nichts weitergebracht zu haben. Eine WhatsApp Nachricht ihrer besten Freundin Sandra: „Hey, hast du Lust heute etwas trinken zu gehen? Wie wär´s mit einem Aperol in einer schicken Roof Top Bar?“

Hannahs Blick wandert zum Fenster. Wolkenloser Himmel – eigentlich ein schöner Abend um Mal wieder ausführlich Frauengespräche zu führen. Und Sandra hat sie auch schon lange nicht mehr gesehen, Treffen mit ihr haben immer viel Spaß gemacht.

Aber sich jetzt anziehen? Was denn überhaupt? Die Lieblingshose zwickt am Bauch, Haare müsste sie auch noch waschen, dann der Weg in die Stadt mit der U-Bahn. Und morgen steht ein anstrengender Tag bevor – wieder Mal Teammeeting um die neuen Zahlen zu besprechen. Nein, da ruht sie sich heute lieber noch aus.

Sie gießt sich ein Glas Rotwein ein und antwortet: „Oh, voll lieb dass du fragst, aber ich bin heute leider schon verplant! Lass uns bald einen neuen Termin vereinbaren. Bussi“. Dann startet sie die neue Folge einer Serie und scrollt nebenbei den Rest des Abends durch Social Media.“

Geht es dir wie Hannah?

Kommt dir das bekannt vor?

Verbringst du auch deine Abende damit auf der Couch zu sitzen und durch Social

Media zu scrollen, weil dir für etwas anderes die Energie fehlt?

Siehst du die Hauptdarsteller deiner Lieblingsserie öfter als deine Freundinnen?

Fühlst du dich elend und hast ein schlechtes Gewissen, weil du schon wieder einen

Abend verschwendet hast?

 

Keine Sorge, du bist nicht alleine! Als ich einer Freundin von der Idee zu diesem

Beitrag erzählt habe, war ihre erste Reaktion: "Das könnte ich sein. Den Beitrag

würde ich sofort lesen!"

 

Somit widme ich diesen Beitrag der Frage:

 

Warum schaffe ich es nicht, dass zu tun, was mir gut tun würde? 

Du kannst diesen Beitrag übrigens

auch in meinem Podcast 

"Reset & Reconnect" hören. 

Hier geht´s zur Folge.


Das Gesetz der Trägheit

Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus dem Trägheitsgesetz von Newton:

Ein ruhender Körper bleibt in Ruhe, wenn keine äußeren Kräfte auf ihn einwirken.

 

Leicht abgewandelt: Wenn du auf der Couch liegst und keinen triftigen Grund findest um in Bewegung zu kommen, bleibt das auch so. In diesem Fall können äußere Kräfte die WhatsApp einer Freundin sein, die Arbeit, ein Notruf aus der Familie.

Zusätzlich müssen wir aber als Menschen auch noch unsere inneren Kräfte mobilisieren, die sich ganz gerne dagegen wehren dem äußeren Ruf nachzukommen.

 

Aber: wenn wir dann in Bewegung sind, läuft es meistens und wir bleiben dran.

 

Vielleicht kennst du das ja: Du hast absolut keine Lust auf Sport, egal ob das Laufen, Radfahren, eine Yogastunde,…ist.

Aber wenn du es dann doch geschafft hast dich aufzuraffen und es durchzuziehen, bist du nachher froh und stolz dass du es gemacht hast. Ich habe noch nie gehört „das Laufen hätte ich mir sparen können.“

 

Wie gelingt es dir aber nun in Bewegung zu kommen?

So überwindest du deine Trägheit

Der wichtigste und hilfreichste Tipp nennt sich:

„Nur 5 Minuten“

Nimm dir vor, dass du was immer du tun möchtest, nur für 5 Minuten machst:

z.B.:  5 Minuten Yoga, 5 Minuten schreiben, 5 Minuten putzen,….

Oder alternativ: 5 Situps, 1 Seite schreiben, eine Lade ausräumen

Beginne also mit der kleinstmöglichen Einheit.

 

Was es bringt: 

Du hast den trägen Körper in Bewegung gebracht und für gewöhnlich bleibt es dann auch nicht bei den 5 Minuten. Wenn du 5 Minuten Yoga gemacht fühlst du dich schon besser und denkst vielleicht: "Ich mach noch einen Baum und 3 Sonnengrüße." Wenn die Lade ausgeräumt ist, bist du so motiviert, dass du auch gleich den Schuhschrank in Angriff nimmst.

Sobald wir im Tun sind, sind Trägheit und die negativen Gedanken überwunden.

 

Solltest du aber nach den 5 Minuten immer noch keine Lust haben  - dann lass es für heute sein. Du kannst es ja morgen noch einmal probieren. Wenn du aber nie Lust dazu hast, solltest du dir überlegen, warum du glaubst es machen zu müssen, denn offensichtlich ist es nicht das was du willst.

So bekämpfst du deinen inneren Kritiker

Jetzt meldet sich vermutlich dein innerer Kritiker:

„Ja, aber….ich kann mich ja nicht nur für 5 Minuten mit meiner Freundin treffen".

Doch, kannst du schon. Du könntest dich real treffen, dann musst du eben die Anreise in Kauf nehmen und dann gehst du sicher nicht nach 5 Minuten wieder nach Hause… Oder: du telefonierst oder machst einen Video-Chat mit ihr. Auch so wirst du schnell erkennen, wie gut dir das Treffen tut – oder eben nicht.

 

Oft ist es ja so, dass wir nur bei bestimmten Personen zu erschöpft sind um uns mit ihnen zu treffen. Bei anderen würden wir nie etwas dazwischen kommen lassen. Bei mir ist das auf jeden Fall so. Ich hatte früher ein paar Freundinnen, bei denen ich oft wirklich keine Lust hatte und sehr froh war, wenn etwas dazwischen gekommen ist. Manchmal habe ich mir glaube ich sogar Kopfschmerzen eingeredet um nicht hingehen zu müssen. Und bei anderen habe ich mich schon vorher sehr auf das Treffen gefreut. Rückblickend waren die Freundinnen, die ich eigentlich nicht treffen wollte, auch solche, die mich sehr viel Energie gekostet haben oder die ich nur mehr aus Gewohnheit getroffen habe. Im Gegensatz dazu bin ich von Treffen mit anderen immer gestärkt und motiviert nach Hause gegangen. Mittlerweile treffe ich nur mehr Freundinnen der zweiten Gruppe – dadurch habe ich mehr Zeit und genieße die Treffen sehr.

Frag dich also: Warum bin ich immer erschöpft bei Treffen mit dieser Person? Welche andere würde ich heute statt dessen gerne treffen?

 

Vielleicht sagt dein innerer Widerstand jetzt auch:

Also für die Arbeit bin ich auch immer zu erschöpft – da kann ich nicht nur 5 Minuten hingehen!“

 

Mag stimmen: Aber wie oft bist du tatsächlich nicht hingegangen?

 

Bei meinen Kundinnen, die mir erzählen wie müde sie sind und wie wenig Energie sie für Sport und soziale Treffen haben ist es immer interessant, dass sie, egal wie wenig sie es wollen, trotzdem immer pünktlich und verlässlich in der Arbeit erscheinen. Und sie halten es auch für 8 Stunden durch.

 

Der Unterschied: die Verpflichtung durch den Arbeitsvertrag und die negative Konsequenz für Nichterscheinen. Mit deinen Freundinnen hast du keinen Vertrag und die negative Konsequenz ist höchstens, dass eure Freundschaft einschläft. Wenn es um Sport und Bewegung gehst hast du vielleicht sogar eine vertragliche Verpflichtung – z.B. durch Einschreibung in ein Fitness Center, aber die negative Konsequenz des Nichterscheinens ist zu gering, da der Betrag ja ohnehin jeden Monat abgebucht wird und du das nicht mehr als schmerzhaft empfindest.

 

Wenn du mit diesem Gedanken deine Trägheit überwinden möchtest, könntest du mir dir selbst einen Vertrag abschließen. Du könntest dir zum Beispiel vornehmen, 8 x pro Monat ins Fitness Center zu gehen. Wenn du das 3 Monate hintereinander nicht schaffst, kündige es. Dann siehst du auch, ob du es wirklich willst, oder nur davon träumst sportlich zu sein.

 

Du könntest auch beschließen, dass Sport jetzt ein Teil deines Jobs ist, den du zu erledigen hast. Oder du kannst jedes Mal, wenn du Laufen gegangen bist 5 Euro in eine Spardose werfen – dich also quasi bezahlen – und dir dann am Ende es Monats vom „Laufgehalt“ etwas gönnen.

Auf diesen Vorschlag meinte eine Kundin einmal: „Das ist ja lächerlich, ich bin ja kein Kind, dass Belohnung braucht!“

Aber ganz ehrlich: Wir brauchen alle irgendeine Form von Belohnung für unser Tun- und wenn wir es nicht aus unserem inneren Antrieb heraus schaffen, helfen wir einfach ein bisschen nach.

 

 

gemeinsam ist es leichter

Ich hatte vor kurzem selbst eine Phase, in der ich mich zu nichts aufraffen konnte. Gerade in der Selbständigkeit ist es oft schwer dran zu bleiben. Es gibt keinen Chef der dir Vorgaben macht, keine Kollegen mit denen du dich austauschen kannst und oft auch keine Deadline. Für viele Bereiche der Arbeit bekommst du keine direkte Rückmeldung oder gar Lob - da braucht es schon sehr viel Selbstdisziplin um nicht einen Tag auf der Couch zu liegen und sich selbst zu bemitleiden.

 

Als ich gemerkt habe, dass mein Verhalten in eine ungesunde Richtung tendiert, habe ich überlegt: "Was brauche ich jetzt?"  Und die Antwort war ganz klar: Gleichgesinnte. Ich habe also einer liebe Kollegin von mir eine WhatsApp geschickt und gefragt: "Hast du spontan Lust und Zeit auf einen Spaziergang?" Und zum Glück war sie sofort dabei. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass es ihr gerade genau so ging. An diesem Nachmittag waren wir über vier Stunden zusammen unterwegs, haben dabei 11 km zu Fuß zurück gelegt, uns gegenseitig das Herz ausgeschüttet und uns motiviert. Wir haben einen Plan aufgestellt und treffen uns jetzt regelmäßig um dran zu bleiben. Und plötzlich ist die Erschöpfung schon viel weniger (wenn natürlich auch nicht gleich weg...).

 

Überlege also: Wer würde dir jetzt gut tun? Wer ist vielleicht gerade in der selben Situation wie du? Und dann melde dich bei dieser Person. Sollte sie nein sagen, hat das übrigens nichts mit dir zu tun! Aber das ist ein Thema für einen anderen Tag...

wichtige Tipps um ins Tun zu kommen:

  • Nur 5 Minuten – such dir die kleinste Einheit und mach es.
  • Belohne dich in irgendeiner Form fürs Tun.
  • Such dir eine/n Verbündete/n

Ursachen für deine Erschöpfung

Nun ist aber noch die Frage, woher kommt die große Erschöpfung?

 

Es gibt so viele Dinge, die uns Kraft kosten:

Vieles ist im Außen: die wirtschaftliche Lage, Krisen, Kriege – alles was uns durch die Nachrichten täglich überrollt.

Vieles passiert aber auch in unserem Leben: Die Balance zwischen Beruf und Familie, Beziehungsprobleme oder Einsamkeit, gesundheitliche Probleme, Lärm, Hitze,…

 

Was uns dabei am meisten Kraft kostet sind unsere Gedanken, unsere Erwartungen, unsere Bewertungen und unser innerer Widerstand Entscheidungen zu treffen.

Wir kämpfen meistens mit der Diskrepanz zwischen unserem Idealbild – also wie wir glauben sein zu müssen, und dem realen Ich – das leider nie gut genug ist. 

  • Ich sollte doch noch Sport treiben / putzen / die Buchhaltung erledigen,…
  • Ich muss noch einkaufen / Wäsche waschen / für morgen vorkochen,…
  • Das muss ich doch schaffen…
  • Warum kann ich nicht wie xy sein…
  • Statt fernzusehen sollte ich etwas Vernünftiges machen 

Das sind alles Antworten, die ich von meinen Kundinnen bekomme, wenn ich sie frage, was ihnen so durch den Kopf geht.

Mein Vorschlag, sich einfach zu denken: „Ich schaue heute Trash TV und das ist ok“ wird meistens mit völlig entsetzt abgelehnt.

„Das geht doch nicht“ höre ich dann. „Sagt wer?“ ist dann meine Antwort.

 

Nur weil du einmal nicht perfekt bist und nur weil du etwas tust, was „nichts bringt“, bist du kein schlechter Mensch. Du kannst ja morgen wieder gut und brav und perfekt sein – aber gönn dir Mal eine Auszeit!

Lass dich Mal selbst in Ruhe. Stell den inneren Kritiker auf stumm und lass dich einfach treiben. Und du wirst sehen – die Erschöpfung wird weniger, weil du nicht mehr so sehr gegen dich selbst kämpfst.

 

Das Thema Gedanken, Bewertungen und Erwartungen wird uns in den nächsten Beiträgen noch öfter unterkommen, aber für heute reicht es dir vorzunehmen, deinen inneren Kritiker hin und wieder ein Timeout zu geben und einfach sein zu dürfen.

 

Was meinst du dazu?

Deine Mini-Coaching Aufgaben für zu Hause

Meine Coachingklient*innen bekommen nach jeder Einheit eine kleine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte des Termins und Reflexions- und Übungsaufgaben bis zur nächsten Woche.

 

Da dieser Beitrag ein Mini-Coaching für dich sein soll, hier deine Reflexions- und Übungsaufgaben für diese Woche.

Sollte es dir wie Hannah aus dem Eingangsbeispiel gehen, kannst du Folgendes tun: 

  • Beobachte, wann du dich erschöpft fühlst und wozu du dich nicht aufraffen kannst. Frage dich: Warum kann ich das gerade nicht? Wie wichtig ist es mir? Will ich es wirklich oder glaube ich, es tun zu müssen?
  • Bei Dingen, die du wirklich willst. überwinde deine Trägheit! Wende dazu die „Nur 5 Minuten“ Übung an, belohne dich und/oder such dir Unterstützung.
  • Betrachte deine sozialen Kontakte genau – wer gibt dir Energie, wer nimmt sie dir? Sortiere aus und triff dich bewusst nur mehr mit Menschen, bei denen Geben und Nehmen ausgeglichen ist.
  • Stelle deinen inneren Kritiker einmal pro Woche ganz bewusst stumm und sei „unperfekt“. Lass statt dem Kritiker deinen inneren Teenager zu Wort kommen, der einfach Mal „chillen“ will – ohne schlechtes Gewissen.

Ich hoffe, es hilft dir wieder Energie für die wichtigen Dinge zu bekommen. Ich freue mich sehr, wenn du mir schreibst, wie es dir damit geht! (in den Kommentaren oder auch gerne per email


Du möchtest keine Selbstcoaching Übung verpassen?  Kein Problem - ich schicke sie dir direkt in deine Inbox!





Was du jetzt tun kannst

Wenn du über die Mini-Coaching Fragen reflektierst, wird dir schon einiges bewusster werden. Oft ist es aber schwierig, sich alleine mit den Themen auseinanderzusetzen, weil wir in unseren Problemen verstrickt sind. Unterstützung findest du auf verschiedenen Wegen. Zum Beispiel in der Gruppe im Rahmen meiner Selbstreflexions-Workshops, die es jedes Monat in Wien und auch online zu verschiedenen Themen gibt. Termine und Details findest du hier. 

Veränderungs-Coaching Online und in Wien

Vielleicht möchtest du dein Thema aber auch lieber im Einzelsetting bearbeiten, dann ist ein Coaching-Paket der richtige Weg. Egal ob in meiner Praxis in Wien oder online, unter der Woche oder am Wochenende - Zeit und Möglichkeit findest sich immer für dich.

 

Vereinbare gerne ein kostenloses Orientierungsgespräch via Zoom um zu klären, ob ein solches Paket das richtige für dich ist.

 

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, freue ich mich, wenn du ihn teilst und mir auf Social Media folgst. Du findest mich auf Instagram, Facebook und LinkedIn.

Ich freue mich natürlich auch über einen Kommentar

von dir zu diesem Thema!

 

Bis zum nächsten Mal!

Alles Liebe,

Angelika


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Über die Autorin

Angelika Ployer

psychosoziale Beratung & Coaching

 

Ich unterstütze meine Kund*innen dabei, Ihre Gedanken zu beruhigen, Stress zu reduzieren und Klarheit für Ihre Entscheidungen zu bekommen. Das Ziel: Mut, Freude und Gelassenheit für einen neuen Weg. Neben dem Schreiben betreibe ich meinen Podcast.

 

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