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Erste Hilfe bei Lockdown Blues für Singles

Hilfe bei Lockdown Blues für Singles

Jetzt hat es mich auch erwischt. Nein, nicht das Virus und leider auch nicht die Liebe. Was mich erwischt hat, ist der Lockdown Blues.

 

Den Blues hatte ich früher oft nach einer durchzechten Nacht. Der Kopf tat weh, alles fiel so unglaublich schwer und ich befand mich in einer sehr melancholischen Stimmung.

 

Der Lockdown Blues ist ähnlich. Vielleicht kennst du ihn schon. Es ist so ein Gefühl des „eh scho wurscht“, welches sich durch die Unplanbarkeit der Zukunft einstellt. Dieses „das hört wohl nie auf“ Gefühl und das dringende Bedürfnis nach Berührungen. Ich ertappe mich schon dabei, dass ich wildfremde Hunde ausgiebig streichle, nur um gefahrlos ein anderes Wesen angreifen zu können. Zum Glück habe ich gegenüber meiner Wohnung einen Hundespielplatz, da fehlt es nie an dankbaren Streichelobjekten…

 

Schön langsam merke ich auch, dass mir die Menschen fehlen – und das ist für eine introvertierte Träumerin wie mich eine Riesenüberraschung. Aber erst jetzt fällt mir auf, wie aktiv mein Leben eigentlich immer war. Die vielen Veranstaltungen, tanzen oder einfach mit Freunden beisammen sitzen. Fast sehne ich mich nach einem Samstagnachmittag bei Ikea, wo man so schön von allen angerempelt wird.

 

An manchen Tagen ist der Blues so stark, dass ich eigentlich nur im Bett bleiben und mich ganz der Melancholie hingeben möchte. Zugegeben, da ich kein Wintermensch bin, trägt das momentane Wetter auch nicht unbedingt dazu bei, dass es mich dringend rauszieht. Ich gebe zu, manchmal bleibe ich dann einfach im Bett, aber nach kurzer Zeit merke ich dann, so richtig hilfreich ist das auch nicht. Denn wenn mein Geist nichts zu tun hat, malt er sich die verrücktesten Szenarien aus und macht mich so richtig schön unrund. Was ich dann tue? Nun, ich habe ein paar Notfallhilfen für mich zusammengestellt. Hier ein Auszug, denn vielleicht hilft es dir ja auch 😉.

 

Falls du dich übrigens fragst, warum ich es als Erste Hilfe für Singles betitelt habe, eine einfache Erklärung. Der Lockdown Blues der Singles unterscheidet sich sehr stark von dem der Familienmütter (und vermutlich auch Väter). Als ich meiner Schwester vor kurzem erzählte, dass ich seit 3 Tagen mit niemanden geredet hätte, antwortete sie begeistert: „Mit niemanden? Wirklich? Da war es ganz still? Niemand wollte Essen, spielen, Hilfe bei den Hausaufgaben? Das klingt himmlisch. Wie gerne würde ich tauschen.“ Nach einer kurzen Stille des Nachdenkens, haben wir aber beide beschlossen, dass tauschen vermutlich für niemanden eine gute Idee wäre. Solltest du also mit Kind(ern), Mann und Home Office ausgelastet sein, sind die folgenden Tipps vielleicht nicht ganz umsetzbar. Ich werde mich aber bei meinen Freunden schlau machen und eine Edition „Hilfe im Lockdown Blues bei Dauerbeschallung“ nachreichen.

 

Aber nun zu den Tipps für uns Großstadtsingles, die gerade im Home Office, Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit zu Hause sitzen und wirklich keine Lust auf Brot backen oder Wohnung renovieren haben…

 

Tipp 1: Raus aus der Wohnung

Wenn mich der Blues packt, habe ich das Gefühl die Räume erdrücken mich. Ich packe mich dann warm ein und gehe los. Manchmal marschiere ich in die Innenstadt (von meinem Bezirk durchaus ein weiter Weg), manchmal fahre ich in den Wald oder an die Donau. Und dann gehe ich so lange bis die dunkle Wolke sich verzogen hat, mir die Füße weh tun oder ich einfach todmüde bin. An einem besonders schwierigen Tag waren das einmal 30.000 Schritte… Gehen hat mir immer schon in dunklen Zeiten geholfen. Wenn ich nur zu Hause bin, habe ich das Gefühl festzustecken und grüble viel zu viel. Beim Gehen lasse ich auch meine Gedanken schweifen, aber interessanterweise sind es da ganz selten negative Gespräche die auftauchen. Ich weiß, dass viele nicht gerne alleine spazieren gehen. Wenn du auch dazu gehörst, probiere es einfach einmal aus. Vielleicht magst du dabei Podcast oder Hörbücher hören – dann fühlst du dich nicht so alleine.

Tipp 2: Einen lieben Menschen anrufen

In meinem Fall ist das meistens meine Schwester und sie hat dafür eindeutig einen Orden der Nächstenliebe verdient, denn wenn ich in meiner Gedankenspirale festhänge, bin ich glaube ich eine ziemlich anstrengende Gesprächspartnerin…. (dickes Busserl an Karin an dieser Stelle). Oft trauen wir uns nicht andere anzurufen, weil wir niemanden belasten wollen – zumindest mir geht es so. Ich will auch nicht zugeben, wenn es mir Mal nicht so gut geht. Die meisten meiner Freundinnen haben Familie und Kinder und da möchte ich nicht stören. Oft höre ich auch: „Alleinsein würde ich mir Mal wünschen!“. Das kann ich gut verstehen, denn die Situation von Familien ist im Moment auch nicht gerade einfach. Aber ich habe festgestellt, dass ich, wenn ich Freundinnen anrufe, gar nicht darüber rede wie es mir oder ihr geht. Wir sprechen dann über 1000 andere Dinge und genau das mag der Blues gar nicht. Dann ist er nämlich nicht mehr im Mittelpunkt und verschwindet.

Tipp 3. beschäftigung

"Eh klar", sagst du jetzt vielleicht. Aber wenn du schon einmal so richtig den Blues hattest und dich auch keiner drängt etwas zu tun, dann fällt es oft ganz schön schwer sich aufzuraffen um etwas zu erledigen. Dafür braucht man nämlich Energie und genau die zieht der Blues ab. Ich tue mir dann auch oft schwer mich auf etwas zu konzentrieren und es ist mir dann auch wurscht ob die Badezimmerfliesen Mal geputzt gehören oder nicht und alleine der Gedanke selbst Brot zu backen, dass es beim Penny um € 1,50 schon fertig gibt macht mich müde. Aber ich habe festgestellt, dass es für mich extrem hilfreich ist ein Puzzle zu legen oder ein Malbuch für Erwachsene (kann natürlich auch eines für Kinder sein..) auszumalen und nebenbei ein Hörbuch zu hören. Vor kurzem hatte ich mir ein 1000 Teile Puzzle gekauft und wollte es mindestens drei Mal aus dem Fenster werfen, weil ich die Teile einfach nicht gefunden habe. Aber als es dann irgendwann fertig war, habe ich mich so gefreut – und damit den Blues für diesen Tag verdrängt.

 

Tipp 4: Geführte Meditation

Es heißt ja immer, dass man in schweren Zeiten meditieren und im Hier und Jetzt bleiben soll. Na viel Spaß mit einem Geist der so phantasievoll ist wie meiner. Wenn ich mich im Blues ruhig auf das Kissen setze, dann laufen meine Gedanken Amok. Ja, ich weiß, "einfach ziehen lassen, die gehen von selbst weg. Aber warum soll ich es mir schwer machen. Es gibt so viele wundervolle geführte Meditationen, die dich auf eine Fantasiereise einladen und dadurch dein Nervensystem beruhigen und somit den Blues wieder ein wenig leichter machen. Ich selbst verwende die kostenlose Version von Insight Timer und finde immer die passende Meditation. Und wenn die Gedanken dann ruhig sind, dann halte ich mich auch selbst wieder aus und kann in der Stille sitzen.

Tipp 5: Gedankenhygiene

In Zeiten des Blues ist es für mich immer ganz wichtig sorgsam auf meine Gedanken zu achten. Schnell schleicht sich da ein „Ich bin so müde.“ Oder „Ich bin so alleine“ ein. Hier ist es schon Mal hilfreich sich statt „Ich bin müde“ -„Ich fühle mich müde“ denken, das nimmt dem ganzen ein wenig an Gewicht, denn Gefühle sind immer nur vorübergehend. Noch viel hilfreicher ist es sich zu denken „Ich spüre schon wie neue Energie kommt“ – auch wenn das im Moment gar nicht stimmt. Das Schöne an unserem Geist ist, er glaubt uns alles was wir denken. Unser Geist macht keinen Fakten Check bei jedem Gedanken, ob der denn nun wirklich wahr ist. Wenn du es auch noch schaffst, dich aufrecht hinzustellen, breitbeinig, Hände in die Hüften gestemmt und stolz in Richtung Himmel schaust und dabei laut sagst „Es geht mir gut und ich freue mich auf diesen Tag. Ich bin voll Energie und kann es kaum erwarten ein neues Projekt zu beginnen“, wirst du sehen, dass dich das aus dem Blues holt. Warum das wirkt? Embodiment heißt hier das Zauberwort. Unsere Körperhaltung beeinflusst unsere Gedanken und umgekehrt – warum sich das also nicht zu Nutze machen.

 

Tipp 6: Dankbarkeit vertreibt Angst und Sorgen

Worüber bist du im Moment dankbar? Bei Minustemperaturen doch zumindest für eine warme sichere Wohnung und ausreichend Nahrung, nicht wahr? Wann immer dein Geist anfängt sich Sorgen zu machen oder zu grübeln, überlege dir schnell mindestens 10 Dinge für die Du dankbar bist. Die Emotionen Dankbarkeit und Angst können nämlich nicht nebeneinander existieren. Das gleiche gilt für Glauben bzw. Urvertrauen und Angst. Wenn du wirklich darauf vertraust, dass alles gut geht, dann kannst du dich nicht gleichzeitig fürchten. Aber das ist schon eine Lektion für Fortgeschrittene…

Tipp 7: Hoffnungsvoll in die Zukunft blicken

Schon Buddha sagte: „Alles geht irgendwann vorbei“ und wenn du auf dein Leben zurückblickst, gab es da sicher Situationen, wo du verzweifelt warst und dir gedacht hast, das überlebst du nicht. Ich denke da an meinen ersten großen Liebeskummer. Ich dachte wirklich jetzt ist alles aus. Ich finde nie wieder jemanden der mich liebt, weil ich so eine schwierige Person bin. Meine Mutter hatte mir damals auf meine dramatisches „Das überlebe ich nicht“ lapidar geantwortet „An Liebeskummer stirbt man nicht, außer man bringt sich um“. Das war damals nur bedingt hilfreich, aber rückblickend hatte sie wohl recht. Ich habe auch überraschenderweise mehrere Partner gefunden, die mich geliebt hatten (und ich sie natürlich), also kann man davon ausgehen, dass man gar nicht so schwierig sein kann, es gibt immer jemanden der dazu passt.

 

Der Hoffnungsschimmer, der im Moment in meiner Brust glimmt ist die Aussicht auf den Frühling. Wenn alles zu blühen beginnt und sich Aufbruchsstimmung breit macht. Und auch wenn ich vielleicht am 21.3. noch einen zweiten Geburtstag im Lockdown verbringen werde, nichts ist für immer. Der Blues wird verschwinden und einer fröhlichen Sommermusik Platz machen, zu der ich dann draußen im Sonnenschein wild tanzen werde.

 

Wie sieht´s aus – bist du dabei?

 

 Hast du vielleicht auch noch Tipps gegen den Lockdown Blues? Dann immer her damit! 

 

Und wenn du gerne Unterstützung in der momentanen Situation hättest - bis Ende April 2021 biete ich kostenlose Zoom Beratungen an. Hier findest du mehr Infos dazu.

 

Wenn du weitere Podcast Beiträge von mir hören willst: Hier findest du Liste aller bisher veröffentlichen Folgen.

 

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