Bei Entspannungstechniken wie Yoga und Meditation ist immer vom "Loslassen" die Rede. Immer öfter höre ich von meinen Kunden "Wie geht denn das mit dem Loslassen und wo soll ich anfangen?"
In diesem Beitrag erkläre ich dir, was es mit dem Loslassen auf sich hat und zeige dir 5 Wege, wie du schon heute ganz leicht damit beginnen kannst.
Wie immer zum Lesen und Hören!
Loslassen - Ein Experiment
Um zu verstehen, wie loslassen geht, machen wir am Besten ein Experiment:
Atme einmal so tief ein wie du kannst und halte die Luft an. So lange es geht. Weiter – weiter – weiter. Wird es schon unangenehm? Ok. Weiter – spüre in deinen Körper hinein – wie fühlt sich das an. Geht’s noch? Erst wenn es wirklich nicht mehr geht, atme laut aus und nimm wahr, wie sich das anfühlt.
Nachdem du während des Anhaltens vermutlich gegen Ende schon einen Druck auf der Brust gespürt hast, fühlst du nun eine gewisse Erleichterung - oder?
So wie mit dem Atmen verhalten wir uns oft im Leben – wir halten so lange an etwas fest, bis es richtig unangenehm wird. Egal ob Job, Beziehung, Verhaltensweisen, Dinge,…. Erst wenn es schon ein bisschen weh tut und wir wissen, dass es so nicht mehr geht, ändern wir etwas – wir lassen los.
Veränderung tut weh
Warum das so ist? Weil Veränderung mühsam ist und unsere Angst vor dem Unbekannten oft größer ist als das Unwohlsein, das wir
kennen. Aber wenn wir dann losgelassen haben – also in diesem Fall ausgeatmet – dann fühlen wir uns meistens sehr erleichtert.
Vielleicht hast du in der Vergangenheit einmal eine unbefriedigende Arbeit gekündigt oder eine Beziehung beendet die dir
nicht mehr gutgetan hat – erst war es schmerzvoll, aber dann war da dieses große Gefühl der Erleichterung und das Gefühl, dass jetzt so viel Neues möglich ist. Das Gefühl plötzlich Raum und Platz zu haben.
Und genau das meint Yoga mit loslassen - am Besten schon bevor es weh tut…
Loslassen heißt, Situationen die uns nicht gut tun zu verlassen, mit dem Vertrauen, dass alles gut ausgeht.
Es heißt nicht, dass immer alles besser wird – aber anders, und das reicht meistens schon.
Loslassen heißt, Kontrolle aufgeben
Loslassen heißt auch aufhören alles kontrollieren zu wollen. Wir hätten ja gerne eine Garantie. Wenn ich x mache passiert y. In den
wenigsten Fällen ist das aber leider so.
Ich habe das in meiner Tätigkeit als Personalberaterin immer wieder gesehen: wir haben eine Kandidatin zum Vorstellungsgespräch geschickt, die auf dem Papier und auch aufgrund ihrer Persönlichkeit perfekt für die Stelle war und trotzdem hat sie sie nicht bekommen. Warum? Aus 1000 Gründen: Vielleicht, weil sie zu sehr an die letzte Dame erinnert hat und mit der konnte die Personalchefin nicht. Vielleicht, weil man in Wirklichkeit einen Mann wollte. Vielleicht, weil sich in letzter Minute eine Bekannte des Entscheiders für die Stelle beworben hat. Was ich mit diesem Beispiel verdeutlichen will ist folgendes: du kannst noch so gut sein und alles machen was du glaubst dass nötig ist, aber das Ergebnis hängt noch von 1000 anderen Faktoren ab, die du nicht in der Hand hast.
Vielleicht hast du auch schon einmal versucht dich so zu anzupassen und vielleicht sogar zu verstellen dass dich die von dir begehrte
Person doch lieben muss. Hat es funktioniert? Wahrscheinlich nicht.
Gertrude Hirschi, eine Yogalehrerin und Autorin hat in einem ihrer Bücher ein sehr schönes Mantra zitiert, dass ich mir sehr oft vorsage:
„Ich gebe mein Bestes – und den Rest lasse ich mir schenken“
Loslassen soll dir dabei helfen in einer Situation das Beste zu geben und dann – loszulassen – abzuwarten und jedes Ergebnis zu akzeptieren. Aufhören zu kämpfen, zu kontrollieren und dich selbst klein zu machen. Aufhören mit „Hätt ich doch“, „Wär ich nur“… Fang schon heute damit an und lass die Vorstellung los wie du sein musst. Diszipliniert, effizient, erfolgreich, schlank, sportlich,…. setze hier deine Glaubenssätze ein.
Drei Ansatzpunkte um Loslassen zu üben
1. Deine Gedanken
Manchmal ist es so, als hätten wir in unserem Kopf einen Mitbewohner – einen besonders garstigen, grantigen und negativen. Der uns unsere Pläne und Wünsche so richtig schön madig macht. „Das kannst du nicht“ „Wenn das so einfach wäre, würde es ja
jeder machen“, „Du bist nicht schön genug“, „Du bist zu dumm dazu“, „Du bist nicht gut genug“. Wohnt bei dir auch so einer? Wenn ja, schau einmal wo er oder sie diese Aussagen her hat? Sind das vielleicht alte Gedankenmuster aus deiner Kindheit?
Mir passiert es auch immer wieder, dass ich über alte Gedankenmuster stolpere, die mir gar nicht bewusst waren. So war ich z.B.
letzten Winter am Schneeberg und es war ein wundervoller Tag: viel Schnee, strahlendblauer Himmel, Sonnenschein - und ein eiskalter Wind. Oben am Gipfel habe ich einen Wanderer getroffen und der meinte: "Was für ein Tag, wenn´s nur nicht so windig wär". Meine Antwort: „Naja, man kann nicht alles haben“ und er darauf: „Warum nicht?“. Da bin ich kurz stehen geblieben und
habe gedacht "Ja wirklich – warum kann ich nicht alles haben?" Die nächsten Tage hat mich das sehr beschäftigt und mir war klar, das ist ein tiefsitzender Glaubenssatz. Einer der mich lange davon abgehalten hat, eine glückliche Beziehung, ein erfolgreiches Geschäft, einen tollen Freundeskreis und einen gesunden und sportlichen Körper zu haben – alles was ich mir gewünscht hätte. Fast, als wäre es zu unverschämt alles zu wollen. Nun, mittlerweile glaube ich, dass man sehr wohl alles haben kann und das gar nicht unbescheiden ist.
Hast du vielleicht auch so einen Glaubenssatz?
2. Schuld
Schuld ist ein ganz eigenes Thema. Wie oft höre ich „Eh klar, selber schuld…“ oder bei alkoholgeschwängerten Diskussionen in Gasthaus
sind immer die anderen schuld: die Regierung, die Politiker, der Nachbar,...
Viele tendieren dazu immer die Schuld bei sich selbst zu suchen oder das andere Extrem sie immer jemand anderem zu zuschieben.
Ich habe vor kurzem eine sehr interessante Aussage gehört, die hängen geblieben ist: „Wer die Schuld hat, hat die Macht“. Und das stimmt. Wenn wir dem Chef die Schuld an unserm Unglück in der Arbeit geben, geben wir ihm die Macht über unsere Gefühle zu bestimmen. Wenn du das Gefühl hast Schuld zu sein, dass dein Partner schlecht drauf ist – nimmst du dir ziemlich viel Macht über sein Leben heraus.
Denke einmal darüber nach – wem gibst du für bestimmte Dinge die Schuld und wofür gibst du dir selbst Schuld.
Wer hat die Macht in deinem Leben?
3. Ärger
Ein Zitat von Buddha lautet:
„Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten dass der andere davon stirbt.“
Wir alle ärgern uns Mal über andere. Ich besonders gerne über andere Auto- oder Radfahrer. Das ist normal. Wenn wir an unserem Ärger
aber zu lange festhalten, schaden wir im Endeffekt nur uns selbst. Ärger über andere ist genauso wenig hilfreich, wie der Versuch andere Menschen ändern zu wollen oder der Wunsch von allen geliebt zu werden.
Ich habe diesen Wunsch immer merkwürdig gefunden – weil ganz ehrlich – ich mag ja auch nicht jeden. Was ich mir aber sehr wohl wünsche und auch selbst gebe ist respektvoller Umgang miteinander ob ich den anderen mag oder nicht. Wie sieht es bei dir aus? Ist es dir wichtig von jedem gemocht zu werden? Wenn du von jedem geliebt werden würdest, würde das bedeuten, dass du dich permanent anpassen und verstellen musst – das klingt ziemlich anstrengend. Ist es das wert?
5 Möglichkeiten zum loslassen im Alltag
1. Atemübung & Visualisierung
Du kannst die obige Atemübung immer wieder durchführen um dir bewusst zu machen, dass festhalten anstrengend ist. In Kombination mit einer Visualisierung funktioniert dies sehr gut. Stell dir eine Situation vor, die du gerne ändern möchtest aber vielleicht noch Angst davor hast. Atme ein und halte die Luft an, stell dir die Situation genau vor – und dann atme aus. Stell dir vor wie die Situation sich verändert. Mit der nächsten Einatmung visualisier nun die Situation, die du gerne statt dessen hättest. Mach dies ein paar Mal – jeden Tag. Das sind nur ein paar Minuten, aber es wird dein Gefühlsleben positiv für die Veränderung stimmen.
2. Körper
Halte immer Mal wieder im Laufe des Tages kurz inne und spüre in deinen Körper hinein – verspannst du vielleicht gerade deine Nackenmuskulatur? Ziehst du die Schultern hoch? Sitzt du bucklig? Nimm ein paar Atemzüge und versuche die Anspannung aus dem Körper loszulassen.
3. Glaubenssätze
Schau deine Glaubenssätze an – stimmen die noch? Was würde besser passen?
4. Menschen
Betrachte die Menschen in deinem Leben. Unterstützen sie dich? Fördern sie dich? Fühlst du dich gut wenn du mit ihnen zusammen bist? Oder laugen sie dich aus? Halten sie dich zurück. Mach dir bewusst, dass uns nicht immer alle Menschen ein Leben lang begleiten müssen. Manche gehen nur ein Stück unseres Weges und wir trennen uns dann. Manche sehen wir vielleicht später wieder. Neue Menschen treten in dein Leben, die besser zu deiner Situation passen – wie sieht es bei dir aus?
5. Dinge
Gehe einmal durch deine Wohnung, Keller, Garage und nimm10 Dinge die du nicht mehr brauchst. Verschenke, verkaufe sie oder wirf sie weg. Mach dies regelmäßig – Du wirst sehen, wieviel Ballast du angehäuft hast.
Ich hoffe, es waren einige Ansatzpunkte für dich dabei um noch heute damit zu beginnen loszulassen! Ich freue mich auf dein Feedback, Rückmeldungen, Kommentare, Berichte aus deinem Leben,.... ;)
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